16.02.2011: Fuchtel will Inklusion beschleunigen

Nagold/Freudenstadt/Horb. Die Inklusion Behinderter ins Berufsleben soll im Nordschwarzwald beschleunigt werden. Für die Wirtschaft sei das höchst vorteil-haft.

Dies war das Resümee des ersten Arbeitsmarktforums in Deutschland auf diesem Gebiet. Vorsitzender Ulrich Viertl und Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel hat-ten bei der Konzeption die Umsetzung der UN-Behindertencharta im Auge. Der Bundestagsabgeordnete will in seinem Wahlkreis die Möglichkeiten verstärkt er-probt wissen.

Alle damit befassten Institutionen vertreten

Beim Forum "Inklusion in der Arbeitswelt" waren alle damit befassten Institutionen vertreten, was die Bedeutung der Initiative unterstreicht. Der Parlamentarische Staatssekretär wies auf die demografische Entwicklung hin, die "ein riesiges Loch in das Arbeitskräftepotenzial reißen wird". Dies sei für Behinderte eine Chance zum verstärkten Einstieg und trage zur Steigerung ihres Selbstwertgefühls bei. Durch die Zertifizierung der Werkstätten für Behinderte gelinge es zunehmend, die Abwanderung von Arbeit in Niedriglohnländer aufzufangen und sogar zurück-zuholen.

Mit 8,7 Prozent ist der Anteil der Behinderten an den Arbeitslosenzahlen im Nord-schwarzwald auf den ersten Blick relativ hoch. "Das liegt an der niedrigen Ge-samtarbeitslosigkeit", betonte Viertl. Das sei die beste Voraussetzung, sagte Fuchtel, um sich der Inklusionsaufgabe zu widmen.

Besonders beeindruckte der stellvertretende Geschäftsführer der Firma Handy Tech aus Horb, der selbst sehbehindert ist. Arnold Johner erläuterte, wie man mit zu einem Drittel schwerbehinderter Belegschaft erfolgreich im europäischen Markt agieren kann. Johner: "Schwerbehinderte sind sehr motiviert, betriebstreu und tragen zum solidarischen Betriebsklima bei. Die Liste der Fördermöglichkeiten für den Mittelstand ist umfassend, in jeder Situation gibt es Unterstützung." Beeindru-ckend war der Bericht des Direktors Hans-Henning Averbeck. Im Freudenstädter Oberlinhaus werden seit 30 Jahren lernbehinderte Jugendliche mit einer Einglie-derungsquote von über 65 Prozent auf die Arbeitswelt vorbereitet. Die Robert-Bosch-Stiftung präsentierte ihr Programm zur Ausbildung von Servicehelfern im Sozial- und Gesundheitswesen, das nun erstmals außerhalb Stuttgarts von der Horber Spitalstiftung aufgegriffen wird.

Eingeladen war der Nagolder Kurt Brei, Gründer der Selbsthilfegruppe für Men-schen mit und ohne Behinderung (ASM). Fuchtel nannte den Verein einen Vorläu-fer der Inklusionsidee.

Fuchtel und Viertl kündigten an, dass es sich beim ersten Arbeitsmarktforum um einen Einstieg handelte, auf dem zielstrebig mit Einzelaktionen aufgebaut werde.

Quelle: Schwarzwälder-Bote, 16.02.2011